René ist wieder frei!

Aufgrund des internationalen Drucks wurde René am 11. August doch noch gegen eine Kaution in Höhe von 7.500 EUR freigelassen. Nach genau zwei Monaten in polnischer Untersuchungshaft ist René mittlerweile wieder in Berlin und bereitet sich auf seinen Prozeß vor, der vermutlich im Oktober stattfinden wird.

Wir veröffentlichen hier einen Auszug aus einem aktuellen Interview mit René zu den Knastbedingungen in Polen, zur homophoben Grundstimmung in Polen und zur internationalen Solidarität. Aber genug der Vorankündigung, lassen wir René selbst zu Wort kommen:

„Ich bin natürlich für alles, was gelaufen ist und was auch noch zum Prozess läuft, dankbar und ordne das politisch in den Kampf für selbstbestimmte Sexualität ein. Meinen Namen jetzt auf Aufklebern, Plakaten, Flyern, im Internet zu lesen ist schon seltsam und mir unangenehm. Ich weiß, dass es notwendig ist eine Kampagne für eine Freilassung so aufzuziehen, um Leute politisch und moralisch in die Pflicht zu nehmen, aber unangenehm ist mir diese hervorgehobene Position schon. Ich mag individuell sein, aber ich unterscheide mich dennoch wenig von anderen, die auch nach Warschau gefahren sind und das Risiko auf sich genommen haben, verhaftet zu werden.
Gerade den Leuten, die ungesehen meiner Person, für mich aktiv waren, bin ich dankbar. Den Leuten in Hamburg, Köln und Leipzig, die Kundgebungen gemacht haben, oder den Leuten in Greifswald, die ganz Mecklenburg-Vorpommern mit Informationen versorgten. Von „linken“ Parteien, Promis wie Nina Hagen oder Institutionen aus der lesbisch/schwulen Community wie BEFAH, Village, Intervention e.V. und Schwulenberatung Berlin erwarte ich nichts anderes, als dass sie sich zu solchen Themen öffentlich äußern. Dafür sind sie auch da und das ist ihre Politikform. Umso bedenklicher finde ich die völlige Untätigkeit des LSVD und der Grünen, die sich mit der Forderung nach sexueller Gleichberechtigung in Osteuropa profilieren und dann, wenn es drauf ankommt, schweigen. Kaum, dass ich freigelassen wurde, hat auch der LSVD und Thomas Birk (Grüne) meine Freilassung gefordert – irgendwie absurd. Da ist mir die Basis solcher Organisationen doch lieber. Ad hoc gebildete Netzwerke von moralisch und politisch motivierten Akteuren sind es, die Leute wie mich unterstützen können und konkrete Hilfe bieten, anstatt alles nur immer weiter zu delegieren. Solidarität kostet massig Geld und verflucht viel Arbeit und dafür bin ich allen sehr dankbar, die sich da eingebracht haben. Die Chance sich darüber zu profilieren ist gering. Organisationen, die nur daran orientiert sind, können das natürlich nicht leisten.“

Das ganze Interview könnt ihr hier auf Indymedia nachlesen.

Als Rote Hilfe Greifswald bedanken wir uns bei allen, die sich für Renés Entlassung aus der U-Haft eingesetzt haben. Solidarität ist halt keine leere Phrase, sondern zeigt sich immer wieder ganz deutlich an solch konkreten Fällen.
Für die angefallenen Kosten (Besuchsfahrten, finanzielle Unterstützung während der U-Haft, Anwaltskosten) werden natürlich weiterhin Spenden benötigt, natürlich auch für die Prozeßkosten selbst:

Rote Hilfe Berlin
Konto 7189 590 600
Landesbank Berlin
BLZ 100 200 00
Stichwort: Warschau